Die Füße um fünf Uhr morgens in das kühle Nass des strahlend blauen Pools baumeln zu lassen kann zu einer so frühen Stunde nach einer langen nacht ohne jeglichen Schlaf wahre Wunder bewirken. Am Liebsten wäre ich ganz in den kühlen und sanften Wellen des Wassers eingetaucht, doch ich hielt das letztendlich für keine gute Idee, obwohl es eine wirklich angenehme Temperatur hatte, denn immerhin hatte ich noch mein Nachthemd und meinen Häckelpulli an. Wo hätte ich die nassen Sachen verstauen sollen, wo wir doch in ein paar Stunden aufbrechen wollten. Ich beobachtete eine schwarze Katze, die um den Pool herumtrottete und nach etwas suchte. Schwarze Katzen sollen ja angeblich Unglück bringen, doch davon hatte ich in den letzten zwei Wochen nicht bemerkt, als sie uns immer wieder im Vorgarten der kleinen Ferienwohnung in Umbrien besucht hatte. Zwei Wochen waren wir nun schon hier und haben es wirklich genossen, doch langsam kratzt der Großstadtmensch wieder an unseren äusseren Schalen und teilt uns mit, dass wir genug der ländlichen Atmosphäre genossen haben. Heute wollten wir wieder aufbrechen und an unseren geliebten Gardasee fahren, zu unserem zweiten zu Hause, wo wir schon viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt haben und unsere Lieblingsplätze schon lange für uns gefunden hatten. Ich hatte mir fest vorgenommen dieses Jahr mal wieder in dem Kunstladen in garda reinzuschauen. Außerdem wollte ich zusammen mit meiner jüngeren Schwester mit dem Fahrrad die naheliegenden und uns bekannten Orte abgrasen. Ich wollte so den Grundstein für den Kampf gegen meinen sich stätig ausweitenden Bauch legen. Nach diesem Urlaub, der wohl auch mein letzter mit meinen Eltern gewesen sein wird, hatte ich mir fest vorgenommen zwei oder drei Mal die Woche schwimmen zu gehen. Meine Gedanken drifteten ab, als ich das Farbenspiel des Sonnenaufgangs beobachtete. Die Übergänge verschwommen von einem hellen Blau in ein milchiges Weiß und flossen dann über zu einem zarten Rosa, das mit einem sanften Lila verschmolz. Noch nie hatte ich so etwas Schönes gesehen und diesen Anblick würde ich sicher niemals wieder vergessen… Mein Blick wanderte über die weite Landschaft, die sich vor mir erstreckte und ich beobachtete verzückt, wie riesige Rasenspränger noch größere, grünere Böden schon die ganze Nacht mit Wasser versorgten. Während ich mich in der Dunkelheit meines Zimmer die ganze Zeit hin und her gedreht hatte, um die Position zu finden, die mich endlich in den ersehnten Schlaf sinken lassen sollte, hatte ich den pumpen gelauscht, die tapfer die Spränger mit dem benötigten Wasser versorgten. Es hatte hier seit Wochen nicht geregnet und die Böden waren sehr trocken.
Irgendwann kapitulierte ich und stand auf, um meine Füße in das erfrischende Blau des Pools zu tauchen. Und da saß ich nun und beobachtete all die Wunder der Natur, die in einer Woche von den grauen Straßen, qualmenden Autos und hohen Häusern abgelöst werden sollten. Ich blickte hoch zu der grellroten Sonne, die sich stetig ihren Weg zum höchsten Punkt des Himmels bahnte und dachte an ihn und wie sehr ich ihn vermisste. Er, der nun seit mehr als vier Jahren zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden war. Er würde jetzt wohl noch in den tiefsten Träumen in seinem bett in der Heimat liegen und friedlich vor sich hin schlummern. Ich zog die Beine aus dem Wasser, stand auf und beschloss später noch ein letztes Mal mit dem Badeanzug bewaffnet wiederzukommen.

Die Nacht verging ohne Schlaf
Und als auch der letzte Stern
Verschwand
Und die Dunkelheit von dem
Farbenspiel des Sonnenaufganges
Abgelöst wurde,
wusste ich, dass der neue Tag
begonnen hatte
und das Miauen dreier Babykätzchen
begrüßte mich…

©Sarah Jakobeit 2003

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3 Kommentare

  1. says:

    Da drängt sich doch die Frage auf: Nach einer wahren Begebenheit?

    Ich hab den Titel gelesen und erwartet, dass Katzen eine zentrale Rolle spielen. War dann doch nicht so. *haha* Ansonsten plätschert der Text so vor sich hin. Schöne Beschreibungen, aber direkt nach dem Lesen habe ich schon wieder vergessen, was im gesamten ersten Absatz passierte.
    Zurück bleibt jedoch ein schöner, farbenprächtiger Gesamteindruck.

  2. says:

    Das war am Tag der Abreise aus Umbrien in Italien und ich wollte irgendwie nicht weg und irgendwie schon…naja und die Katzen waren da halt ständig^^ Ich weiß auch nicht…danke dir

  3. Ich finde es schön, wie unspektakulaer du hier deine Stimmung und gedankenwelt beschreibst . CATFISH

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